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Zeitenwende in Hannover

Gewöhnliche Bilanztage gibt es in der Automobilindustrie aktuell ohnehin keine. Doch die heutigen Halbjahreszahlen von Continental stehen wegen des Firmenumbruchs unter besonderen Vorzeichen. Und das Ergebnis fällt — je nachdem, wo man hinsieht — sehr unterschiedlich aus.

Zumindest die Sparte für Autoteile, Aumovio, kann mit besseren Ergebnissen als in der Vergangenheit glänzen. Für das zweite Quartal bedeutet dies eine bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern von 4%. Diese sieht nicht nur im Vergleich zu den 2,9% im Vorjahr gut aus, sondern liegt auch am oberen Ende der Zielspanne für 2025.

“Ein starkes Resultat in einem schwierigen Umfeld” nannte das Olaf Schick, der Finanzchef von Continental, im Interview mit Bloomberg TV.

Bevor Schick zu Mercedes-Benz wechselt, überwacht er noch die Abspaltung von Aumovio. Denn nach Jahrzehnten der Ausbreitung will sich Continental nun vollkommen auf die Reifenproduktion konzentrieren. Aumovio soll mit seinen Produkten wie Bremssystemen, Displays und Sensoren bald auf eigenen Beinen stehen und drückt deshalb aktuell seine Kosten. Die heutigen Zahlen sind vor dem Börsengang im September daher keine unwichtige Nachricht.

Doch die restlichen Zahlen sind weniger erfreulich. Beim Zugpferd Continentals, dem eigentlich so gewinnbringenden Reifengeschäft, sank die operative Marge auf 12% — angepeilt sind für die nächsten drei bis fünf Jahre bis zu 16%. Grund sind die üblichen Plagen der europäischen Automobilindustrie wie Zölle, hinzukommt ein starker Euro gegenüber dem Dollar.

Und auch bei ContiTech sank die Rentabilität, die mit ihren Gummi- und Plastikprodukten fast 40.000 Menschen beschäftigt. Auch dieser Teil soll bei Continental im nächsten Jahr der Vergangenheit angehören.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Verena Sepp: Kein Raum für Fehler, wenig beeindruckt, geschwächte Banken, Bindungs-Bonus und im Fadenkreuz.

Kein Raum für Fehler

Man sei zu pessimistisch gewesen, sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck mit Blick auf die im Mai veröffentlichte Prognose des Chipherstellers, wonach die US-Zölle zu einem Umsatzrückgang von 10% im vierten Quartal führen würden. Die Auswirkungen werden “weniger ausgeprägt sein als erwartet”, sagte Hanebeck im Zuge der Konzernergebnisse zum dritten Quartal. Die Aktie reagierte in Frankfurt mit einem Plus von zeitweise 5,6%. Trübe Stimmung herrscht indes bei Fresenius Medical Care, das Papier fiel in der Spitze um 7%. Der Grund: Gedämpfte Umsätze im wichtigsten Markt USA und einige Wechselkursbelastungen. Seit der Pandemie verzeichnet der Dialyse-Spezialist einen Rückgang der Patientenzahlen und eine erhöhte Sterblichkeitsrate bei seinen Dialysepatienten. Damit gesellt sich FMC zu einigen anderen europäischen Unternehmen, die in dieser Berichtssaison abgestraft wurden. Laut einer Analyse von Goldman Sachs werden Mitglieder des Stoxx Europe 600 Index, die niedrigere Gewinne als erwartet oder Gewinnwarnungen veröffentlichen, vom Aktienmarkt derzeit so hart bestraft wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Wenig beeindruckt

Die Marktreaktionen auf Trumps Drohgebärden fielen bislang begrenzt aus, schreibt Bloomberg-Reporter Mark Cudmore im Markets Live Blog. Allerdings dürften sich die Zölle bald stärker auswirken — insbesondere auf die Quartalszahlen im Herbst und makroökonomisch in Form von stagflationären Tendenzen. Unternehmen zögerten Preissteigerungen hinaus und passten ihre Lieferketten an. Ein klarer Kipppunkt durch die Zollwirkung sei laut Cudmore nicht zu erwarten, da die Branchen unterschiedlich betroffen seien. Das mache das Timing von Umschichtungen angesichts der aktuell günstigen Bedingungen an den globalen Aktienmärkten schwierig. Ebenfalls unbeeindruckt von Trumps Drohung, Indien für den Kauf von russischem Rohöl zu bestrafen, zeigt sich der Ölmarkt. Die Terminkontrakte sind trotz der verschärften Rhetorik den vierten Tag in Folge gesunken. Am Freitag läuft die von Trump gesetzte Frist ab, bis zu der Russland einen Waffenstillstand mit der Ukraine erreichen muss. Es herrschen nicht nur Zweifel an Trumps Bereitschaft, die angedrohten Strafmaßnahmen auch umzusetzen. Die Händler erwarten vielmehr, dass ein gut versorgter Ölmarkt mit Störungen fertig werden kann, selbst wenn Trump seine Drohungen wahr macht.

Geschwächte Banken

Der diesjährige Stresstest europäischer Kreditinstitute und das relativ schlechte Abschneiden einiger Landesbanken sorgen für Gesprächsstoff. Vor allem bei LBBW und Helaba war die harte Kernkapitalquote deutlich abgesackt. Laut der Ratingagentur Morningstar DBRS verdeutlichen die Ergebnisse des Stresstests die Herausforderungen der Landesbanken. Sie “weisen im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten weiterhin eine bescheidene Profitabilität auf”, hieß es in einer Studie. Die “Lücke” gehe unter anderem auf ihre Geschäftsmodelle sowie auf Konzentrationsrisiken in einigen zyklischen Sektoren zurück. So sind die Landesbanken etwa sehr stark in der gewerblichen Immobilienfinanzierung engagiert. Die LBBW hatte zuletzt die Immobilienbank Berlin Hyp übernommen, und die Helaba soll ein Auge auf die Aareal Bank geworfen haben. Trotz des teils schwachen Abschneidens im Stresstest: Laut Bafin haben die deutschen Banken die Bewährungsprobe bestanden. Sie würden sich “insgesamt stabil” zeigen, erklärte die Behörde in einer Stellungnahme.

Bindungs-Bonus

Mit einer vorläufigen Aktienprämie im Wert von rund 30 Milliarden Dollar will Tesla seinen Vorstandschef Elon Musk langfristig an das Unternehmen binden. Das Paket umfasst 96 Millionen gesperrte Aktien mit einem Ausübungspreis von 23,34 Dollar – dem gleichen Niveau wie in Musks umstrittenem Vergütungsplan von 2018, der derzeit gerichtlich überprüft wird. Die Prämie greift nur, wenn Musk weitere zwei Jahre in leitender Funktion bleibt. Die Aktie stieg nach der Ankündigung am Montag in New York zeitweise um 3,1%, gab die Gewinne später jedoch teilweise wieder ab. Seit Jahresbeginn liegt sie rund 25% im Minus. Das Board bezeichnete die Prämie als einen ersten Schritt “in gutem Glauben” und kündigte an, bis zur Hauptversammlung am 6. November einen langfristigen Vergütungsplan für Musk zu erarbeiten. “Schließlich ist ein Deal ein Deal”, heißt es in dem Aktionärsschreiben. Musk sei entscheidend, um Talente anzuziehen und zu halten, so das Gremium. Der Vorschlag signalisiert, dass Musk auch künftig CEO bleibt – ein Ziel, das er selbst im Mai in einem Bloomberg-Interview erneut bekräftigte. Tesla hoffe, die Prämie werde seine Aufmerksamkeit wieder stärker auf das Unternehmen lenken.

Im Fadenkreuz

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist Rheinmetall-CEO Armin Papperger zur Schlüsselfigur der westlichen Rüstungsindustrie aufgestiegen – und ins Fadenkreuz russischer hybrider Kriegsführung geraten. Im April 2024 verübten Brandstifter einen Anschlag auf sein Wohnhaus in Niedersachsen. Später warnte der US-Geheimdienst vor konkreten russischen Mordplänen. Der Fall markiert eine neue Eskalationsstufe in Russlands Vorgehen gegen westliche Führungskräfte. Neben Desinformation und Cyberangriffen zielen Sabotageakte zunehmend auf Personen. Unter Pappergers Leitung hat sich Rheinmetalls Börsenwert seit 2022 verzwanzigfacht – auf rund 81 Milliarden Euro. Der Konzern gilt heute als Europas wertvollster Rüstungshersteller. Papperger trieb Waffenlieferungen, Werksgründungen in der Ukraine und Allianzen mit Partnern voran. Seine Präsenz an der Seite Selenskyjs machte ihn zum Symbol westlicher Militärhilfe. Trotz zunehmender Bedrohung arbeitet Papperger unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen — unter anderem mit Personenschutz auf Kanzlerniveau — weiter. Den zivilen Geschäftsbereich will er abstoßen, um Rheinmetall vollständig auf Verteidigung auszurichten. Für den Westen bleibt er ein zentraler Akteur – für Moskau ein vorrangiges Ziel.

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